Hermannstädter Zeitung 16.12.05

Über Roma und Sinti


Die Hermannstädterin Astrid Bartel erinnert sich an verschiedenste Geschichten, die sich jeweils um die Gestalt eines Roma drehen. Orte der Handlung ist sowohl das Hermannstadt der 50er Jahre, als auch ihre jetzige Heimat Berlin in der Nachwendezeit, wo sie als Dolmetscherin Anfang der 90er Jahre immer wieder Roma begegnete.
Die Autorin verwendet die Bezeichnung Zigeuner bewusst. Sie erklärt: "Diese Geschichten sind nach und nach entstanden unter dem Titel Zigeuner auf meinem Weg. Inzwischen wird aber am Wort 'Zigeuner' Anstoß genommen. Eigentlich müsste ich daher von den rumänischen Roma sprechen. Ich habe aber in vielen Geschichten den damals üblichen Ausdruck Zigeuner beibehalten, auch um die Sprechweise jener Zeit richtig wiederzugeben."
Vorurteile gegen Zigeuner werden aufgegriffen und zurechtgerückt. Z.B., dass sie stehlen: Der bei der Familie der Erzählerin einquartierte Cotea geht nur an die Vorräte in der Speisekammer, wenn er Hunger hat.
Zigeunerromantik? Ja und nein. In einer der Geschichten setzen sich Brukenthalschüler im Gespräch mit Zigeunermusikern kritisch auseinander und bringen deren idealisierende Vorstellung auf den Boden der Tatsachen des kommunistischen Rumänien Anfang der 60er Jahre. Und doch: Wenn wir uns in die Welt dieser uns so fremden Kultur hineinwagen, begegnen wir den durch die Zivilisation verschütteten ureigensten Wünschen und Bedürfnissen.

Gertrud Braisch