Hermannstädter Zeitung vom 23. März 2007

"Nicht deklariert und unverzollt"


Astrid Bartel stellte ihr neues Buch mit Hermannstädter Geschichten vor

Das Erinnern begann mit dem Abschied von Hermannstadt im Jahre 1965, als die damals 20jährige Astrid Bartel mit ihrer Familie nach Deutschland auswanderte. In dem einführenden Text ihres neuen Buches "Der halbierte Stalin. Hermannstädter Geschichten" schreibt sie: "Die Erinnerung daran (an ihre Jugendzeit in Hermannstadt, Anm. der Red.) aber werde ich morgen über die Grenzen schmuggeln, nicht deklariert und unverzollt. Und eines Tages werde ich vielleicht davon berichten."
Wer das Buch liest, wird dankbar sein dafür, daß die Autorin Wort gehalten hat und nun am vergangenen Sonntag ihren zweiten Band, der im hora -Verlag erschienen ist, im Erasmus-Büchercafé im Teutsch-Haus präsentierte. Den ersten Band "Das Mädchen von der Quelle" hatte Astrid Bartel den Roma und Sinti in Siebenbürgen gewidmet. Nun ist ihre Heimatstadt, "mein liebes Hermannstadt" an der Reihe.
Die Deutschlehrerin Gertrud Braisch stellte den Band vor und sagte u.a., daß die Autorin "bewußt schlaglichtartig" diesen oder jenen Aspekt der sozial-politischen Gesellschaft der 1950er Jahre beleuchte, ohne Kommentar. Sie überlasse es den Lesern, sich ihre eigene Meinung zu bilden.
In der Titelgeschichte, "Der halbierte Stalin" erzählt sie, wie sie persönlich den Abschied von dem Diktator Stalin in Rumänien erlebt hat. Zufällig hat der LKW mit Anhänger, der eine Stalinstatue klammheimlich halbiert zum Einschmelzen ins Hüttenwerk nach Hunedoara bringen soll, vor ihrem Haus eine Motorpanne. Sie holt sich Stelzen, um einen Blick auf die Ladung zu werfen. So erlebt sie Weltgeschichte, als eine "kleine Welle der großen Geschichte (die) auch an das Hermannstädter Ufer" schwappte.
Die anschaulich und mit Humor erzählten Geschichten sind Puzzlestücke der Geschichte Hermannstadts, die es lohnt, aufzulesen.

B.U.